Therapeutische Hyperthermie in der veterinärmedizinischen Praxis

Therapeutische Hyperthermie in der veterinärmedizinischen Praxis

Geschichte der therapeutischen Hyperthermie

Bereits altägyptische Hochkulturen haben die heilende Wirkung von Wärme erkannt. Die Ärzte der griechischen Antike haben dieser Behandlung dann ihren Namen gegeben - Hyperthermie (Überwärmung).

1917 hat Julius Wagner von Jauregg eine Malariatherapie entwickelt. Dabei wurde mittels Malariaerregern Fieber ausgelöst, um an Paralyse Erkrankte zu behandeln. Für diese Entdeckung hat Wagner von Jauregg 1927 den Nobelpreis für Medizin erhalten.

 

Hyperthermie in der Krebsbehandlung

Hyperthermie wird in Kombination mit Chemo-und Strahlentherapie angewendet, kann aber auch in Verbindung mit Misteltherapie und anderen Fiebertherapien verwendet werden. Der Effekt beruht auf der höheren Hitzeempfindlichkeit von Zellen, außerdem wird die Durchblutung und damit die Sauerstoffzufuhr erhöht (Tumorzellen mögen keinen Sauerstoff!). Dadurch kann man eine geringere Chemo-bzw. Strahlendosis verwenden, was weniger Nebenwirkungen und höhere Überlebenschancen bewirkt.

Man muss aber wissen, dass im Organismus in jeder Sekunde Krebszellen entstehen und das erfordert ein funktionierendes Immun-Abwehrsystem, das die ersten Krebszellen aufspürt und abtötet. Bei Immunschwächen, wie sie nachfolgend angeführt werden, kann die Entstehung und Vermehrung von Krebszellen nicht verhindert werden.

 

Ursachen mangelnder Abwehrfähigkeit sind:

  • angeboren: genetische Mängel des Immunsystems
  • erworben: fehlendes Immuntraining (Erkennungserfahrung) in der frühen Lebensphase
  • Chronische Intoxikationen (Alkohol, Nikotin, Drogen, Umweltgifte wie Schädlingsbekämpfungsmittel, etc.)
  • Therapie-Schädigung: Chemotherapie, Radio (Strahlen)therapie, Kortison Langzeittherapie, Sirolismus-Rapamycin-Unterdrückung der T-Zell-Funktionen (der Londoner klinische Immunologe Prof. Hobbs stellte fest, dass mehr als 20% der Hospitalpatienten eine T-zelluläre Immundefizienz aufweisen, siehe Hobbs, J.R.; Secondary T-Lymphocyte Disorders), etc.
  • Antibiotikamissbrauch führt zu Multiantibiotikaresistenzen (MAR)
  • Bewegungsmangel oder körperliche Überbeanspruchung, Ernährungsmängel, Unterernährung, Adipositas, Spurenelement-Vitaminmangel und chronischer Stress.

 

Möglichkeiten zur Aktivierung und Stabilisierung der Immunabwehr bei onkologischen Erkrankungen in der Praxis

Tumorgewebe ist sehr hitzeempfindlich, d.h. wenn der Tumor Fieber bekommt, steigen die Heilungschancen von Krebspatienten. Das macht sich die Hypertherapie zunutze.

Bei Temperaturen über 41°C werden Krebszellen geschädigt.Die Zellwände verändern sich, so dass die Tumorzellen vom körpereigenen Abwehrsystem besser erkannt und bekämpft werden können. Gleichzeitig reagieren die Krebszellen auch empfindlicher auf Chemotherapeutika (Zytostatika), Strahlen- und Antikörpertherapie.

Da schon ein Großteil der Tumorzellen durch Hitze zerstört worden ist, kann die Chemotherapie viel niedriger dosiert werden und ist dadurch viel besser verträglich und überlebbar. Außerdem werden die Blutgefäße im Tumorgewebe verringert, was zu einer Nahrungsunterversorgung des Tumors beiträgt.

Ich verwende in meiner Praxis ein Gerät der Firma CELSIUS 42, wo nicht der ganze Körper, sondern lediglich das Tumorgewebe mittels Radiowellen computergesteuert auf bis zu 42°C erwärmt wird. Dadurch ist die Kreislaufbelastung geringer. Die therapeutische Hypertherapie (THT) wird vor allem zur Behandlung von Tumoren/Metastasen in der Leber, der Lunge, der Knochen und im Gehirn angewendet. Auch befallene Lymphknoten, Hautmetastasen, Mammakarzinome oder Rezidive im Operationsbereich (Fibrosarkome) können damit behandelt werden.

 

Thymus-und Misteltherapie

Die Behandlung mit Thymusextrakten dient dazu, das Immunsystem zu stärken und zu regenerieren. Die Mistel hat sich als Heilpflanze einen festen Platz in der Krebstherapie erobert. Ich bevorzuge inzwischen, vor allem bei Erkrankungen im fortgeschrittenen Stadium und Metastasierung die Infusionstherapie in Kombination mit Hyperthermie und Fiebertherapie nach William B. Coley.

Man bedient sich der PAMPs (Pathogen-associated molecular pattern). Dabei handelt es sich um Moleküle, die es dem Immunsystem ermöglichen, Tumorzellen zu erkennen. PAMPs werden durch eigene Rezeptoren, die zum Immunsystem gehören, erkannt. Dadurch werden Pathogene und auch Tumorzellen identifiziert und eine sofortige Immunreaktion eingeleitet. Ziel ist die Eliminierung des Pathogens. Mehrere PAMPs können sogar große Tumoren heilen.

Krebserkrankungen verlaufen bei jedem Patienten individuell. Selbst wenn man zwei gleich große und gleichartige Tumoren im selben Organ bei verschiedenen Patienten betrachtet, wird der eine nicht auf das selbe ansprechen wie der andere. Daher ist es wichtig, die Krebstherapie immer individuell anzupassen. Außerdem ist eine intensive Beziehung zwischen Therapeut und Patient nötig. Wie schon der kürzlich in meiner Heimatstadt Baden verstorbene Penicillin-Forscher Dr. Karl Hermann Spitzy festgestellt hat, ist eine Behandlung ohne Miteinbeziehung des Patienten nicht möglich.

Unsere moderne Medizin ist durch Erfahrung entstanden. Eine synergistische Zusammenwirkung aus traditioneller Erfahrungsmedizin und Komplementärmedizin wäre für den Patienten sinnvoll.

Dr. Vet. Silvia Kragnolini

Oktober, 2013